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Archäologie der Merowingerzeit
- ein Kerninteresse von Frank Siegmund. In seiner Dissertation (publiziert 1998) wird ein umfangreiches Material vom Niederrhein flächendeckend erschlossen und publiziert. Die Auswertung bietet für den westdeutschen Raum eine neue Typologie und eine neue Chronologie an, die heute auch für benachbarte Gebiete benutzt wird und ein wichtigeres Referenzwerk geworden ist.
In seiner Habilitation (publiziert 2000) fragt er am Fallbeispiel von Alemannen und Franken grundsätzlich nach der Möglichkeit, ob Archäologie auch in Zeiten und Räumen ohne Schriftquellen Wir-Gruppen (Stämme, Völker, Ethnien...) erkennen kann. Anhand der Bestattungssitten und Grabbeigaben werden vier große Gruppen von Menschen unterschiedlicher sozialer Regeln und Verhaltensweisen umrissen. Diese vier Gruppen sind untereinander ähnlich und wollen sich voneinander unterscheiden; sie werden mit den historisch überlieferten Alemannen, Franken und Thüringern sowie sächsischen Völkern identifiziert.
In Vorbereitung ist die Publikation von vier merowingerzeitlichen Gräberfeldern in Ostwestfalen, und die Auswertung des Gräberfeldes von Bern - Bümpliz.
Sozialstrukturen
Wie können Einblicke in die innere Organisation von Gesellschaften gewonnen werden? Welche Rolle spielt das Geschlecht, welche gesellschaftliche Stellung haben alte Menschen und Kinder? Gibt es starke Kontraste zwischen arm und reich, war eine hervorgehobene soziale Position erblich? Anlässlich der Publikation des kaiserzeitlichen Gräberfeldes von Porta Westfalica - Costedt (1996) hatte sich Frank Siegmund methodenvergleichend in dieses Feld eingearbeitet und die Aussagen der Grabbeigaben auch mit den Erkenntnissen zur Physis der Bestatteten (Anthropologie) verknüpft. Ansätze, die sich auf die Archäologie der frühen Mittelalters übertragen lassen und geeignet sind, die derzeit festgefahrene Forschungsdiskussion zu den frühmittelalterlichen Sozialstrukturen wieder zu öffnen. - mehr...
diachrone Studien
Manchmal sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr. Da hilft es, Distanz aufnehmen. Dies gilt auch in der Archäologie, wo eine Nahsicht manchmal den Blick für das Allgemeine verstellt. Was ist das Allgemeine am frühen Mittelalter, worin ist es ungewöhnlich? - das lässt sich am besten im diachronen Vergleich erkennen. Daher hat sich Frank Siegmund häufiger auch mit urgeschichtlichen Perioden beschäftigt, insbesondere mit dem Neolithikum. Es ist ein besonders geeigneter Dialogpartner, denn aus größerer Distanz lässt sich manches leichter wahrnehmen als im nahen Vergleich.
Archäologie des Lebensstandards
Die Archäologie des Lebensstandards ist eine Konsequenz aus dem Interesse an Individuen und am diachronen Vergleich. Wie erging es den Menschen zu verschiedenen Zeiten, Umständen und Kulturen? Dahinter steht das Anliegen, die beliebte evolutionistische Perspektive zu überprüfen, nach der mehr Komplexität, höhere Technik und mehr „Kultur” stets auch für Fortschritt und Verbesserung steht. Die Archäologie des Lebensstandards möchte den Erfolg von Gesellschaften daran messen, welche Lebensqualität sie ihren Individuen bot. Ohne eine gute Kenntnis der natürlichen Umweltbedingungen der vergangenen Gesellschaften lässt sich diese Frage nicht beantworten, weshalb diachron besonders variable Faktoren wie etwa das Klima vergleichend mitberücksichtigt werden. - mehr...
physische Anthropologie
Diese Fragestellungen erfordern einen Dialog mit den Erkenntnissen der physischen (biologischen) Anthropologie. Wiederholt hat sich Frank Siegmund mit seinen Kompetenzen an anthropologischen Forschungsprojekten beteiligt, um dieses wichtige Wissensgebiet besser kennen zu lernen. Für diachrone und kulturvergleichende Fragestellungen beschäftigt er sich mit den Themen Demographie und Bevölkerungsdichte und mit Indikatoren des Lebensstandards wie Körpergröße und Body Mass Index.
Methoden
Um Erkenntnisse stets auf der Grundlage transparenter Methoden zu erarbeiten, setzt Frank Siegmund häufig quantitative Methoden („Statistik”) ein. Da archäologische Daten gelegentlich besondere Eigenschaften haben, hat er sich immer wieder auch an der Methodendiskussion und -entwicklung auf diesem Felde beteiligt. Oft holen Schüler und Kollegen seinen Rat zur angewandten Statistik ein, inzwischen berät er auch naturwissenschaftliche Forschungsprojekte bei der Auswertung ihrer Daten.