BHA 4
Andreas Heege, Töpferöfen – Pottery kilns – Four de potiers: Frühmittelalterliche bis neuzeitliche Töpferöfen (6.-20. Jh.) in Belgien, den Niederlanden, Deutschland, Österreich und der Schweiz. Mit Beiträgen von Alfred Falk, Ursula Francke, Lotti Frascoli, Stefan Grasskamp, Achim Kass, Christoph Keller, Stefan Krabath, Sonja König, Petra Lönne, Annamaria Matter, Ulrike Müssemeier, Christian Ronnefeldt, Eva Roth Heege, Jean Plumier, Julia Rücker, Cornelius Ulbert, Günther Unteidig, Nico Vermunt, Barbara Weiser, Werner Wild. Basler Hefte zur Archäologie 4 (Basel 2007).
Hausgegeben vom Seminar für Ur- und Frühgeschichte der Universität Basel, in Verbindung mit dem Arbeitskreis für Keramikforschung, dem Archäologischer Dienst des Kantons Bern und dem Töpfereimuseum Raeren.
Inhaltsverzeichnis
A. Vorbemerkung und Dank
B. Einführung in das Thema
1. Die räumlichen und typologischen Grenzen des Themas
2. Der keramische Brand oder: Wozu ein Töpferofen?
3. Ofentypen
4. Forscher und Fakten: Töpferofenforschung in den Kulturwissenschaften
5. Viele Töpfer - Viele Öfen?
C.Vertikal - Diagonal/Horizontal
Überlegungen und Hypothesen zur Entwicklungsgeschichte der Töpferöfen - Ein Gliederungsversuch auf der Basis der vorliegenden Befunde
1. Stehende Öfen
1.1 Stehende Öfen des Früh- bis Spätmittelalters mit rundem Grundriss
1.2 Stehende Öfen der frühen Neuzeit mit rechteckigem Grundriss
2. Liegende Öfen
2.1 Liegende Öfen mit zentraler Ofenzunge (Voraussetzungen)
2.1.1 Liegende Öfen mit zentraler Ofenzunge: Nordfrankreich-Belgien-Rheinland-Niedersachsen
2.1.2 Liegende Öfen mit einer Ofenzunge aus Töpfen (Bayern, Österreich)
2.2 Liegende Öfen mit "Feuergitter" aus Ton- oder Topfsäulen
2.2.1 Typologische Ausgangsfomen
2.2.2 Liegende Öfen mit "Feuergitter" aus Ton- oder Topfsäulen Rheinland
2.2.2.1 Liegende Öfen mit Topfsäulen des Hoch- und Spätmittelalters
2.2.2.2 Steinzeugöfen mit ovalem Grundriss, eingegraben, untergebaute Feuerung
2.2.2.3 Steinzeugöfen mit rechteckigem Grundriss, oberirdisch meist am Hang errichtet
2.2.3 Liegende Öfen mit "Feuergitter" aus Ton- oder Topfsäulen: Nord- und Nordostdeutschland
2.2.3.1 Liegende Öfen mit Feuergitter aus Topf- oder Tonsäulen: Die hoch- und spätmittelalterliche Entwicklung
2.2.3.2 Liegende Irdenware- und Steinzeugöfen mit langovalem Grundriss – Die weitere Entwicklung
2.3 Liegende Irdenwareöfen mit rechteckigem Grundriss
2.4. Irdenware-Öfen „Typ Frechen"
D. Zusammenfassung und Ausblick
Summary (Terence Blackburne)
Résumé (Christoph Gerber)
Samenvatting (Michiel Bartels)
E. Literaturverzeichnis
F. Einzelbeiträge (siehe unten)
G. Glossar (Deutsch – Englisch – Französisch)
CD - Beilage
- Kurzkatalog der Töpferöfen als Wod-doc
- Datenbank der Töpferöfen (access.mdb)
- Elektronische Version des Glossars
- Bilddaten der Beiträge (jpg)
- Ergänzende Bilddaten, nicht gedruckt (jpg)
Beiträge:
Christoph Keller: Karolingerzeitliche Töpferöfen am Vorgebirge - Zwei Beispiele aus Eckdorf und Walberberg, Nordrhein-Westfalen, D.
Julia Rücker: Neue karolingische Töpferöfen am Grünen Weg in Brühl-Eckdorf, Nordrhein-Westfalen, D.
Ulrike Müssemeier: Bornheim-Walberberg, Rhein-Sieg-Kreis, Franz-von-Kempis-Weg, Ofen Stelle 7 und Arbeitsgrube 45, Nordrhein-Westfalen, D.
Stefan Grasskamp, Neue Töpferöfen in Brühl-Pingsdorf, Nordrhein-Westfalen, D.
Sylvie De Longueville, Jean Plumier: Les fours de potiers de Mozet, Gesves, prov. de Namur, Belgique.
Marco Vermunt: Drie zestiende eeuwse majolica-ovens uit Bergen op Zoom, NL.
Lotti Frascoli: Brennofen Augustinergasse 46 in Zürich, CH.
Eva Roth Heege: Der Töpferofen im Haus Oberaltstadt 3 in Zug, CH.
Werner Wild, Andrea Tiziani: Der 1812-1839 betriebene Töpferofen in der Steinberggasse 3 in Winterthur, Kanton Zürich, CH.
Andreas Heege: Heimberg, Dornhaldestr. 31, Töpferei Kunz. Dokumentation des letzten stehenden Holzbrand-Töpferofens im Kanton Benr, CH.
Anna-Maria Matter: Dällikon, Mühlestrasse 12, Hafnerei Gisler, Kanton Zürich, CH.
Cornelius Ulbert: Töpferöfen aus dem spätmittelalterlichen Stadtkern von Brühl, Nordrhein-Westfalen, D.
Ursula Francke: Töpferöfen des 13. Jahrhunderts aus Siegburg, Am Uhlenhorst, Nordrhein-Westfalen, D.
Andreas Heege: Töpferöfen des 12. und frühen 13. Jahrhunderts von Einbeck, Niedersachsen, D.
Sonja König: Vier Töpferöfen in der Töpfereiwüstung Bengerode bei Fredelsloh, Niedersachsen, D.
Petra Lönne: Ein Töpfereistandort der Zeit um 1300 in Fredelsloh, Ldkr. Northeim, Niedersachsen, D.
Stefan Krabath: Ein mittelalterlicher Steinzeug-Töpferofen in Fredelsloh bei Northeim, Niedersachsen, D.
Günter Unteidig und Hermann Muschter: Ein Töpferöfen des 14. Jahrhunderts im Muldental, Sachsen, D.
Christian Ronnefeldt: Töpferöfen in der Grimmaischen Vorstadt in Leipzig, Sachsen, D.
Alfred Falk: Zwei Töpferofen der Frühen Neuzeit in Lübeck, Schleswig-Holstein, D.
Barbara Weiser: Ein Steinzeugofen aus Rodewisch, Sachsen, D.
Cornelius Ulbert und Achim Kass: Irdenwareöfen aus Frechen, Nordrhein-Westfalen, D).
Inhalt
Für den Holzbrand gebaute Töpferöfen sind das wichtigste und zugleich unverzichtbare Werkzeug des Töpfers oder Hafners zwischen der Völkerwanderungszeit und der Mitte des 20. Jahrhunderts. Dieser Einschätzung stehen erhebliche Defizite in der Dokumentation und Erforschung dieser technischen Kulturdenkmale gegenüber. Heute - kaum 50 Jahre nach der fast vollständigen Durchsetzung anderer Brennstoffe (Gas, Öl) oder der Umstellung auf Elektroöfen - drohen die letzten Zeugnisse einer 1'500jährigen Handwerkstratidition endgültig unterzugehen.
Es ist daher seit Jahrzehnten im wesentlichen die Aufgabe der Archäologie, den im Boden noch vorhandenen Ofenspuren nachzugehen und die Entwicklung der Ofentechnologie zu erforschen. Erst eine möglichst systematische Erfassung aller bekannten Ausgrabungsbefunde, aller noch stehenden Holzbrandöfen oder jener Öfen, die in Form von Bauzeichnungen oder anderen Dokumentationen überliefert sind, öffnet den Blick für die bisherigen Forschungsschwerpunkte und die erheblichen Forschungslücken, für die chronologischen und regionalen Unterschiede. Auf diesem konnten Informationen zu über 1'000 Ofenbefunden zusammengetragen werden. Die Auswertung der vorhandenen Daten erlaubt die Formulierung von Entwicklungshypothesen und Typenbildungen. Für einige kritische, derzeit nur mit wenigen Ofenbefunden belegte Zeithorizonte (10./11. Jh.; 15.-17. Jh.) kann nur eine erhebliche Verdichtung der Materialbasis in Zukunft zeigen, ob die sich andeutenden Entwicklungslinien und Regionalgruppen Bestand haben.
Das Buch versteht sich aber nicht nur als Vermittler des Forschungsstandes. Vielmehr soll durch zahlreiche Einzelbeiträge verschiedener Autorinnen und Autoren auch ein Bild ganz aktueller Forschung vermittelt werden. Verschiedene Öfen werden dabei erstmals veröffentlicht. Die umfangreichen, englischen und französischen Zusammenfassungen sollen helfen, die Kenntnis der Ofentypen und ihrer Entwicklung auch im britischen und französischen Raum zu verbessern. Auf diesem Wege wird es in der Zukunft hoffentlich möglich sein, die vorhandenen technologischen Verbindungen zwischen England und Frankreich und dem vorliegenden Untersuchungsgebiet deutlicher herauszuarbeiten. Der internationalen Verständigung dient ein dreisprachiges Töpferofen-Spezialglossar.
Die dem Buch beiliegende CD versteht sich als ergänzende Materialsammlung zum Thema, zumal farbige Abbildungen nicht gedruckt werden konnten. Die in der Literatur weit gestreuten Abbildungen wurden gesammelt und durch Fotodokumentationen der Autoren oder unterstützende Privatpersonen bzw. Institutionen ergänzt, sodass erstmals eine umfassende Sammlung vorliegt, die künftige Forschungen und Vergleichsstudien wesentlich erleichtern wird.
Das Buch möchte dazu anregen sich in Zukunft verstärkt mit dieser einzigartigen Quellen der Handwerksgeschichte zu beschäftigen, sei es als Archäologe, als Bauforscher, Baudenkmalpfleger, Volkskundler oder Museumswissenschaftler. Die Dokumentation der letzten oberirdisch erhaltenen Öfen ist ein genauso dringendes Desiderat wie die Veröffentlichung der zahlreichen bereits ausgegrabenen Öfen und ihrer datierenden Scherbenfüllungen.